Landesmuseum Zürich
Im Schweizerischen Landesmuseum Zürich wurden von 2015 – 2019 Plattenböden aus unterschiedlichen Zeitepochen restauriert. Der zu reproduzierende Plattenbelag war teilweise völlig zerstört. Die zwei Manufakturen Ganz Baukeramik AG und Karsten Blättermann / handgefromt haben die Reproduktion der historischen Platten entwickelt und rekonstruiert. Für die Räume «Mittlerer Hof», «Untere Kapelle» und den «Lochmann-Saal» hat Karsten Blättermann / handgeformt vier unterschiedlich glasierte und handbemalte Tonplatten (teilweise mit Relief) produziert. Die traditionell hergestellten Platten mit Verfahren aus der Zeit vor der industriellen Revolution genügen jedoch den modernen Anforderungen eines starken Publikumsverkehrs. Die vier Fussbodenbeläge wurden in eigener Manufaktur produziert und durch ein eigenes Handwerker-Team verlegt.
Tonplatten, bemalt, glasiert
Karsten Blättermann/handgeformt und Ganz Baukeramik AG, diverse Formate
Produktion und Verfahren
Karsten Blättermann
Sonderanfertigung von insgesamt 260 m² Fliesenreplikaten nach historischen Vorbildern in verschiedenen Formaten, glasiert, handbemalt, teilweise mit Relief oder Prägung, für starken Publikumsverkehr geeignet. Alle Platten wurden von Hand hergestellt und bemalt, respektive glasiert.
Ganz Baukeramik AG
Lichthof: Die Fliesen wurden nach dem historischen Vorbild farblich und strukturell reproduziert. Diese mussten jedoch die heutigen Anforderungen an Rutschfestigkeit und Reinigung von einem Museumsbetrieb erfüllen. Die quadratischen grünen Fliesen werden von rautenförmigen Fliesen in Gelb/Rotbraun und Blau/Weiss umgeben. Die Felder sind gerahmt mit Bordüren, die von Hand mit den historischen Dekoren bemalt sind.
Obere Kapelle: Es wurden lediglich einzelne, stark beschädigte Fliesen ausgetauscht, welche nach dem historischen Vorbild farblich und strukturell reproduziert wurden. Eine Herausforderung bestand darin, die diversen Gelb- und Blautöne möglichst genau nachzufertigen. Die Bordüren und Einleger bestehen aus drei verschiedenen Dekoren in unterschiedlichen Nuancen. Diese wurden originalgetreu von Hand aufgebracht und farblich angepasst.
Schloss Arbon: Die Fliesen wurden nach dem historischen Vorbild in einem ähnlichen Verfahren wie damals reproduziert.
Vorraum Silberkammer: Die Fliesen wurden nach dem historischen Vorbild farblich und strukturell reproduziert. Diese mussten jedoch die heutigen Anforderungen an Rutschfestigkeit und Reinigung von einem Museumsbetrieb erfüllen. Obwohl wir heute andere Rohstoffe einsetzen ist es gelungen, die gleiche Tiefenwirkung und Brillanz der grünen und braunen Glasuren zu erreichen wie bei den Originalen
Für alle Platten gilt: Die vorhandenen Fliesen hatten starke Abnutzungspuren und waren an vielen Stellen beschädigt. Bei der Sanierung des Westflügels wurden in einigen Räumen, unter den Vorgaben des Denkmalschutzes, die vorhandenen Bodenfliesen auf Basis der alten Muster neu gefertigt und verlegt. Diese mussten jedoch die heutigen Anforderungen an Rutschfestigkeit und Reinigung von einem Museumsbetrieb erfüllen.
Karsten Blättermann / handgeformt ist ein deutsches Familienunternehmen, gegründet 1990, mit Hauptsitz in Neuhardenberg/Brandenburg. Es ist in zweiter Generation mit rund 60 Mitarbeitenden geführt. Spezialisiert auf individuell gefertigte Platten aus Ton, die in der eigenen Manufaktur hergestellt werden.
Die Firma Ganz Baukeramik AG stellt Baukeramiken im Bereich Denkmalschutz sowie Kacheln für Kachelöfen und Schwedenöfen her. Im Speziellen sieht sich die Firma als Partner für Architekten und Bauherren, um nicht alltägliche, auf den Menschen zugeschnittene, Lösungen zu entwickeln.
In der Manufaktur der Ganz Baukeramik AG werden verschiedene, traditionelle Herstellungsverfahren angewendet. Neben dem ursprünglichen Handformen und verschiedenen Giesstechniken wird auch noch in alten Pressverfahren, wie dem RAM-Pressen und dem Strangpressen, gefertigt. Durch die unterschiedlichen Herstellungstechniken und deren Kombination lässt sich jede baukeramische Herausforderung umsetzen. Glasuren und Tonmischungen entwickeln die Manufakturmitarbeitenden im eigenen Labor, basierend auf hausinternen Versuchen und jahrzehntelanger Erfahrung. Gebrannt wird in elektrisch betriebenen Herdwagenöfen − je nach Projekt − zwischen 900°C und 1’200°C.